Ein afrikanisches Sprichwort sagt, Lerne den Baum kennen, wenn du dich an ihn lehnen willst.“ Und es kann sicherlich nicht schaden, die Entstehungsgeschichte von Flash zu kennen und so ein Verständnis für die Konzepte dahinter zu entwickeln…
Xerox PARC
Mittlerweile zählt Flash zum Produktportfolie von Adobe. Doch bevor es soweit war, musste 1982 Adobe erst einmal von John Warnock und Charles Geschke gegründet werden. Die beiden hatten bereits 1978 bei Xerox PARC zusammen gearbeitet. Dort entwarfen sie eine Seitenbeschreibungssprache für Drucker namens InterPress, aus der bei Adobe dann die erste Version von PostScript wurde.
Macromedia
1984 wurde MacroMind in Chicago gegründet. Marc Canter, der Firmengründer, war Musiker und entwickelte Videospiele und suchte nach einer Lösung, Videospiele und Musik in einer Autorenumgebung zusammenzuführen, wodurch erst VideoWorks und später dann Director entstanden. Übrigens: Marc Canter gilt als einer der Erfinder des Begriffs „Multimedia“.
1991 schlossen sich MacroMind und Paracomp zu MacroMind Paracomp zusammen und 1992 erfolgte dann die Übernahme von Authorware, wodurch der Namen zu Macromedia wechselte (http://blogs.adobe.com/jd1/archives/2007/03/macromindparaco.html). 1995 übernahm Macromedia Freehand von dem Unternehmen Altsys. Das Spannende daran ist, dass Freehand eigentlich durch Aldus vertrieben wurde. Adobe kaufte wiederum 1994 Aldus. Doch durch die Übernahme gingen die Rechte zurück an Altsys und Freehand wurden somit zu einem Teil von Macromedia. Im Rückblick hätte man sich das vielleicht sparen können, schließlich wurde 2005 dann Freehand doch zu einem Teil von Adobe und letztendlich 2007 eingestellt.
Durch die 2001 erfolgte Übernahme von dem 1995 gegründeten Unternehmen Allaire, das unter anderem für Coldfusion und HomeSite verantwortlich war, eignete sich Macromedia auch Server-seitige Kompetenz an. So wurde Macromedia zu einem Anbieter von Basistechnologien bestehend aus den drei Elementen „Abspielumgebung“, „Server“ und „Werkzeuge“.
FutureWave
Als Erfinder von Flash gilt Jonathan Gay (http://www.flashmagazine.com/413.htm). Jonathan Gay war Programmierer von Spielen wie dem 1988 veröffentlichtem „Beyond Dark Castle“ (http://www.youtube.com/watch?v=p0evdJk6_EQ). Außerdem entwickelte er Zeichenprogramme wie Superpaint und Intellidraw,. Jonathan Gay zählte zu diesem Zeitpunkt aber bereits nicht mehr zu Aldus, da er 1993 das Unternehmen FutureWave Software gründete und sich dort dem vektororientierten Zeichenprogramm SmartSketch widmete.
Das einfache Zeichenprogramm SmartSketch erschien 1994 und gilt als der erste Vorfahre von Flash. Es setzte Gays Idee des „Lego„ basierten Gestaltungsprozesses um, die sich so immer noch in Flash wiederfindet (http://www.adobe.com/macromedia/events/john_gay).
FutureSplash
Das Feedback der Anwender zu SmartSketch trug dazu bei, auf dieser Basis ab 1995 ein Animationsprogramm anzubieten: Der SmartSketch Animator. Dieser wurde dann in CelAnimator umbenannt und noch im gleichen Jahr bot FutureWave Adobe den Kauf an. Tja, dumm gelaufen, dass Adobe nicht schon damals zuschlug. Denn so ging FutureWave im Dezember 1996 an Macromedia.
Zuvor hat FutureWave den CelAnimator in FutureSplash Animator umbenannt und genau zum richtigen Zeitpunkt noch den FutureSplash Player für Splash-Dateien (kurz SPL) für das Internet bereitgestellt. Denn anfänglich wurde der Erfolg von FutureSplash durch Firmen wie Disney und Microsoft (MSD) getrieben, die ein Format für Fernseh-ähnliche Erlebnisse im Web benötigten.
Flash
Durch Wegstreichen einiger Buchstaben in der Produktbezeichnung FutureSplash erschienen dann 1997 Flash 1 und der erste der Flash Player. Das Internet-taugliche Format wurde in Anlehnung an Macromedia Director Shockwave Flash (kurz SWF) getauft. Später wurde jedoch aus Shockwave Flash das Small Web Format – immerhin konnte so die Dateiendung beibehalten werden.
1997 erschien Macromedia Flash 2, welches bereits über einfache Aktionen zur Steuerung von Animationen verfügte. So entstanden nicht nur populäre Trickfilme wie der Frosch im Mixer von Joe Cartoon (http://en.wikipedia.org/wiki/Joe_Cartoon) sondern auch erste Website auf Basis von Flash.
Mit Flash MX wurde 2002 erstmals anstelle der Versionsnummer 6 das Kürzel MX verwendet. Kritiker behaupteten es stände für „more expensive“.. Mit Flash MX kam dann auch Flash Video, dem der Flash Communication Server MX (jetzt Flash Media Server) folgte.
Seit 2003 gibt es mit Flash Lite eine Möglichkeit, Flash auch auf mobilen Endgeräten zu publizieren. Flash MX 2004 unterstütze erstmals ActionScript 2, dass auch als Basis für die erste Version von Flex dient. Bei Flex 1 und 1.5 erfolgte die Programmierung übrigens noch in einer aufgebohrten Version von Dreamweaver, die aber auch da schon Flex Builder hieß und 2006 mit Flex 2 durch einen Eclipse-basierte Entwicklungsumgebung abgelöst wurde.
In der Zwischenzeit wurde 2005 bei Flash 8 wieder auf die normale Versionsnummerierung zurückgegriffen bevor 2007 dann die Adobe-Nummerierung der Creative Suites den Namen bestimmte und Flash CS3 erschien.
Meilensteine
Als Meilenstein gilt Gabocorp mit seiner Revolvernavigation, die 1997 erschien. Bei dieser Navigation dreht sich der Inhalt der Website ähnlich wie die Trommel eines Revolvers ins Bild (http://www.thefwa.com/flash10/gabo.html).
1999 erschien dann Flash 4, das erstmals neben den Aktionen auch über Variablen und Kontrollstrukturen verfügte und somit Websites wie Yugop (http://yugop.com/ver2/) ermöglichte.
Flash erhielt 2000 mit Version 5 dann erstmals die Programmiersprache ActionScript. 2001 entstand mit 2Advanced Studios (http://v3.2a-archive.com/) dann auch eine der wegweisensten Flash-Sites, deren Konzepte sich auch heute noch in vielen Sites wiederfinden.
Mit „Get the Glass“ entstand im 2007 eine der erfolgreichsten Flash-Sites überhaupt, die zahlreiche Awards gewann.
LiveMotion
Seit 1999 bemühte sich Adobe ebenfalls verstärkt um das Internet und brachte das als Flash Killer angepriesene LiveMotion auf den Markt, das ebenfalls SWF-Dateien erzeugen konnte (http://web.archive.org/web/*/http://flashkiller.com). Diesem folgte 2001 die zweite Version von LiveMotion, bevor das Produkt dann 2003 wieder eingestellt wurde.
Jeder verklagt jeden
Spätestens 2000 wurde das Verhältnis von Adobe und Macromedia dadurch getrübt, dass jeder jeden verklagte. Im August 2000 verklagte erst Adobe Macromedia (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Softwarepatent-Adobe-verklagt-Macromedia-Update-26988.html), die dann im September 2000 zurückschlugen und Adobe ebenfalls wegen angeblicher Softwarepatentverletzungen verklagten (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Adobe-und-Macromedia-zweite-Runde-27348.html). Diese Streitigkeiten führten dazu, dass Macromedia die Programmoberflächen und deren Bedienung verändern musste.
Adobe übernimmt Macromedia
Macromedia wurde inkl. Freehand und Flash im Jahre 2005 von Adobe übernommen. Ob das daran liegt, dass Adobe erst 1994 Freehand nicht bekam, 1995 Flash nicht wollte, 1999 Livemotion nicht zu dem erhofften Flash Killer wurde und 2000 die ganze Verklagerei nur wenig gebracht hat?
Ausblick
Seit 2008 dürfen sich Entwickler über Flex 3 und Flash CS4 sowie den zugehörigen Flash Player 10 freuen bevor dann 2010 die bereits angekündigten Produkte Flash CS5, Flex 4 mit dem dann Flash Builder getauften Editor und Flash Catalyst erscheinen. Es bleibt also spannend…