Kurztest Robotik-Plattform Lego Mindstorms EV3

Keine Frage, ich bin ein großer Lego-Fan! Umso mehr habe ich mich auf die dritte Evolution des Lego Mindstorms gefreut. Lego bietet mit Mindstorms EV3 eine Robotik-Plattform mit Computer (Brick), zahleichen Sensoren, Motoren usw. Außerdem gibt es umfangreiches Lehrmaterial und eine grafische Entwicklungsumgebung, die auf dem bei Ingenieuren und Wissenschaftlern beliebten LabVIEW von National Instruments basiert.

mindstorms_ev3_box

Der neue Lego Mindstorms ist nicht nur technisch sondern auch optisch moderner gestaltet.

Normalerweise nutze ich Lego, um das Verständnis für interaktive und vernetzte Alltagsgegenstände zu erhöhen – sowohl in der Lehre als auch gemeinsam mit Kunden. Lego ist für mich ein kreativer und leicht zugänglicher Startpunkt, welcher der Inspiration dient und darüber hinaus motiviert, neue Ideen prototypisch „mal eben“ auszuprobieren. Beispielsweise lassen sich dadurch Szenarien rund um das vernetzte Auto (Connected Car) oder das intelligente Zuhause (Smart Home) leicht „erlebbar“ machen. Bereits der Vorgänger NXT eignet sich hervorragend dafür und war trotz des Premium-Anspruchs seitens Lego mit ein bisschen Glück zuletzt für nur noch knapp 200 Euro erhältlich. Klar, ein einzelner Lego Sensor ist natürlich deutlich teurer als ein einfaches elektrisches Bauteil. Dafür erhält man aber auch eine Plattform, die weder Löten, elektrotechnische Erfahrung noch Programmierkenntnisse erfordert. Außerdem lässt sich der Mindstorms mit klassischem Lego kombinieren und macht bereits 10jährigen großen Spaß.

mindstorms_ev3_unpacking

Ganz schön viel Drin in der Box. Eigentlich wollte ich ja nur mal reinschauen, doch ich konnte mich der Anziehungskraft nicht widersetzen und habe dann doch gleich das erste Modell gebaut…

Leider hat Lego den Preis beim EV3 jedoch noch einmal deutlich erhöht und verlangt im eigenen Shop rund 350 Euro. Dafür bietet der EV3 zwar mehr, doch ob man das wirklich braucht? Geärgert hat mich in diesem Zusammenhang die neue Infrarotfernbedienung (Beacon): Diese ist nicht nur eher einfach gehalten, sondern im Vergleich zu der bewährten Lego-Technik-Fernbedienung (Power Functions Infrarot Fernbedienung) mit mehr als 40 Euro auch fast doppelt so teuer. Doch das war es auch schon fast mit den Kritikpunkten. Einzig, dass das Einschalten nun deutlich länger dauert nervt – doch das kann man Lego nicht vorwerfen, schließlich erhält man nun einen vollwertigen Linux-Rechner mit SD-Kartenleser, zusätzlichem USB-Port und optionalem WLAN. Und bis so ein Betriebssystem hochgefahren ist, das dauert halt und ist vergleichbar mit dem Umstieg von einem einfachen Mobilfunktelefon zu einem modernen Smartphone.

Welche Möglichkeiten sich durch die verbesserte Konnektivität, mehr Speicher und höhere Rechengeschwindigkeit ergeben werden, ist bei dem Erfindungsreichtum in der Lego-Community jetzt noch gar nicht absehbar – zumal nun auch mehrere Bricks miteinander verbunden werden können (Daisy Chain), um so die Leistungsfähigkeit und Anzahl der Anschlüsse weiter zu erhöhen. Außerdem hat sich Lego zu Open-Source bekannt und den Quellcode des Lego Mindstorms veröffentlicht. Als Folge davon sind bereits zahlreiche Projekte entstanden, die eine Programmierung direkt auf dem Roboter erlauben oder die Fernsteuerung ermöglichen – unterstützte Sprachen sind unter anderem Java, JavaScript und C#.

Wer nicht so weit in die Innereien vordringen möchte, der wird sich über die modernisierte Softwareausstattung sowie Apps für iOS und Android freuen. Und speziell für den Bildungsbereich gibt es zahlreiche Verbesserungen und neue Pakete.

Auch wenn die neue Preisgestaltung die Begeisterung trübt, bleibe ich Lego-Fan. Die ersten Experimente mit den neuen Modellen machen Lust auf mehr und die Abwärtskompatibilität sowie die Offenlegung des Quellcodes sind für mich als Entwickler gute Gründe, aufzurüsten und noch mehr Lego zu spielen…